„Starke Frauen“ wie Du und Ich – Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl lud zum Frauenfrühstück

Die Vorsitzende der Wetterauer SPD Lisa Gnadl freute sich 50 Bürgerinnen aus Vereinen, Frauenorganisationen und regionalen Unternehmen zu Ihrem Frauenfrühstück im Kulturzentrum Oberhof in Büdingen zu begrüßen. In ihrer Begrüßungsrede betonte die stellvertretende Vorsitzende der SPD Landtagsfraktion die enorme Bedeutung der Gleichstellung der Geschlechter in ihrem politischen Wirken. „Der gemeinsame Austausch untereinander ist enorm wichtig. Männer erkämpfen für uns nicht die Gleichstellung, das müssen wir selbst tun.“ Musikalisch begleitet wurde der Paneltalk durch das Orloff Duos mit Yulia Orlova an der Violine und Tatiana Orlova am Klavier.

Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten und Beauftragten der Bundesregierung für nationale Minderheiten und Aussiedlerfragen Natalie Pawlik, der aus dem Iran stammenden Frauenrechtsaktivistin Bahareh Hübschmann und der Geschäftsführerin und Heimleiterin des Pflegeheims Ziegler in Wölfersheim Felicitas Ziegler ging es um die Gleichberechtigung von Frauen in Politik, Gesellschaft, Führungspositionen und sozialen Berufen.

Natalie Pawlik gewann 2021 mit 29 Jahren im Wetteraukreis das Direktmandat für den Bundestag, im Frühjahr 2022 wurde sie zur Beauftragten der Bundesregierung für nationale Minderheiten und Aussiedlerfragen ernannt. „Ich freue mich sehr, dass ich als junge Politikerin meine eigenen Biografie und Erfahrung nutzen kann, um Vorbild für andere und eine starke politische Stimme für Zusammenhalt und Teilhabe zu sein. Minderheitenpolitik ist ein wesentlicher Teil von Friedenspolitik und gerade in der aktuellen Zeit ein sehr wichtiges Thema für alle Generationen“, erläuterte Natalie Pawlik, die mit sechs Jahren zusammen mit ihrer Familie als sogenannte Spätaussiedler nach Deutschland kam. Als erste Frau in dem Amt verantwortet sie die Koordinierung der Aussiedlerpolitik der Bundesregierung, der Integrationsmaßnahmen mit Bund, Ländern und Gemeinden sowie der im Eingliederungsbereich Tätigen, sie ist zuständig für die Anliegen und die Angehörigen der deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa sowie den GUS-Staaten und vertritt die Bundesregierung in den Kontaktgremien der nationalen Minderheiten.

„Mir liegen dabei insbesondere die Themen Sichtbarkeit, Anerkennung und Teilhabe der nationalen Minderheiten und Vertriebenen und ihrer Geschichten am Herzen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, sie als Beauftragte der Bundesregierung mit diesem Anliegen zu unterstützen. Es ist schön, dabei auch etwas für die Gleichstellung von Frauen und Männern zu leisten“, führte Natalie Pawlik weiter aus. „Am Anfang war Skepsis da. Schafft eine junge Frau das überhaupt, Führungsverantwortung in einem Innenministerium? Dann auch noch in einem Posten, der vorher nur von Männern besetzt war? Es ist schön, dass ich hier verdeutlichen konnte, dass junge Frauen das sehr wohl schaffen und wir ihnen gesamtgesellschaftlich mehr zutrauen sollten“, forderte Natalie Pawlik im Hinblick auf politische Mandate und Führungspositionen in Beruf und Ehrenamt.

Bahareh Hübschmann sprach im Panel über die Frauenrechtssituation weltweit und insbesondere im Iran. „Für das Händchenhalten in der Öffentlichkeit wurden meine verheirateten Eltern ausgepeitscht. Für ihre Wut, öffentliche Kritik und das Ablegen ihres Kopftuches wurde ein Todesurteil über meine Mutter ausgesprochen. Daraufhin mussten wir untertauchen und fliehen, um unser Leben zu schützen“, erzählte Bahareh Hübschmann eindrücklich die Fluchtgeschichte ihrer Familie vor der islamischen Revolution. Das war vor 36 Jahren, seit der Ermordung der 22-jährigen Jina Mahsa Amini im vergangenen Jahr erlebe man im Iran eine feministische Revolution. Weltweit verbreitete sich der Protest mit den Worten „Frau-Leben-Freiheit“, auch im Wetteraukreis organisierte Hübschmann Kundgebungen. „Mir ist es besonders wichtig, sichtbar zu machen, dass die Frauen im Iran nicht allein sind. Die internationale Gemeinschaft muss sich solidarisch zeigen und sich für die Rechte der Protestierenden einsetzen. Mit dieser Unterstützung ermutigen wir sie, weiterhin für ihre Sache zu kämpfen – trotz aller Repressalien und Bedrohungen“, führte Bahareh Hübschmann aus.

„Frauenrechte sind Menschenrechte. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist das Fundament einer freien und demokratischen Gesellschaft. Im Iran, in Afghanistan und an vielen anderen Orten der Welt zeigt sich, dass wir unseren entschlossenen Kampf für die Demokratie und unsere Werte fortsetzen müssen“, bekräftigte Lisa Gnadl.

Die vielen weltweiten Aktionstage zu Equal Care und Equal Pay, der Girls Day und One Billion Rising machen jährlich auf die bestehenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen aufmerksam. „Diese Aktionstage verdeutlichen, dass wir noch Einiges tun müssen, um gleiche Rechte und gleiche Chancen für Frauen auch in unserem Alltag zu leben“, ergänzt Felicitas Ziegler. Die systematisch fehlende Anerkennung der Care und Pflege-Arbeit in der Rente sei dabei nur eines von vielen Symptomen der Ungleichbehandlung. „Knapp 80 % des professionellen Pflegepersonals in Deutschland ist weiblich. In der Krankenpflege beträgt der Frauenanteil 80%, in der Alten- und Kinderkrankenpflege ist er noch höher“, erläutert Felicitas Ziegler, die mit 25 Jahren jüngste Heimleiterin und Geschäftsführerin eines Pflegeheims in Deutschland.

„Wichtig sind Verbesserungen im Hinblick auf Arbeitsbedingungen, Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten im professionellen Bereich, aber auch der Finanzierung von Pflege und Betreuung der Angehörigen im privaten Bereich“, führte Felicitas Ziegler weiter aus, die seit Kurzem auch im Co-Vorsitz den Gewerbering Wölfersheim leitet. „Wir brauchen echte Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern. Das gilt für das Einkommen, für die Rente und für die Pflegearbeit im professionellen und privaten Rahmen“, ergänzte Lisa Gnadl.

Auch bei der landespolitischen Verantwortung hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter fand Gnadl deutliche Worte: „Die Welt ist männlich. Deshalb ist für mich klar: Alle Frauen sollen selbstbestimmt leben können. Wir als SPD setzen uns für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Die noch bestehenden Ungleichheiten wollen wir beseitigen“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion. Gnadl beendete den Talk mit einem Aufruf an alle Anwesenden: „Am 08. Oktober haben Sie die Wahl und können die politische Umsetzung der Geschlechtergerechtigkeit und Nancy Faeser als Hessens erste weibliche Ministerpräsidentin wählen!“

Nach dem offiziellen Teil nutzen viele Frauen die Möglichkeit Erinnerungsfotos zu schießen und bei einer Tasse Kaffee weiter zu diskutieren.