Am vergangenen Freitag hat der Hessische Landtag in dritter Lesung über den Gesetzentwurf der SPD-Fraktion zur Einführung einer Landarztquote debattiert. Die sozialpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, ist davon überzeugt, dass die schwarz-grüne Landesregierung mehr unternehmen müsse, um die flächendeckende medizinische Versorgung in Hessen sicherzustellen.
„Wir brauchen ein Paket von Maßnahmen, um dafür zu sorgen, dass sich mehr Ärztinnen und Ärzte in den ländlichen Gebieten niederlassen und damit wohnortnahe Gesundheitsversorgung gesichert wird“, so Gnadl. Die Landesregierung von CDU und Grünen habe für die sich seit Jahren abzeichnenden Probleme keine Lösungen: „Nach einer Prognose der Kassenärztlichen Vereinigung werden im Jahr 2030 in Hessen rund 4.200 Hausärztinnen und -ärzte fehlen. Da müssten eigentlich im Hessischen Sozialministerium alle Alarmglocken angehen, aber leider hat die Landesregierung die Warnzeichen schlicht ignoriert. Wenn hier jetzt nicht massiv gegengesteuert wird, laufen wir auf ein massives Versorgungsproblem zu“, fürchtet die SPD-Abgeordnete.
Bereits heute fänden Hausärztinnen und -ärzte, die in den Ruhestand gingen, keine Nachfolge. „Im Wetteraukreis sind 72 Hausärztinnen und -ärzte über 60 Jahre alt. Das ist in etwa ein Drittel, wie aus einer Kleinen Anfrage hervorgeht, die ich an die Hessische Landesregierung gestellt habe (Drucksache 20/3472). Da wird sich also schon in den kommenden Jahren die Nachfolgefrage stellen. In ganz Hessen sind nur sechs Prozent der Hausärztinnen und -ärzte noch jünger als 40 Jahre, aber mehr als zwei Drittel sind älter als 50. Wir müssen also rechtzeitig für Nachwuchs sorgen und auch Wege finden, dass Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner nicht nur in den größeren Städten, sondern auch auf dem Land praktizieren wollen“, so Gnadl.
Viele Ärztinnen und Ärzte arbeiteten schon vor der Corona-Pandemie am Limit. Wenn eine Praxis in der näheren Umgebung schließe, steige der Druck noch weiter. Für Patientinnen und Patienten werde es irgendwann schwierig werden, noch eine Hausarztpraxis mit zusätzlichen Kapazitäten zu finden.
„Daher setzen wir uns im Landtag schon länger für eine Landarztquote ein und haben diese Forderung nun mit einem eigenen Antrag erneuert. Wir wollen jungen Menschen, die sich dazu bereit erklären, im ländlichen Raum zu praktizieren, bessere Chance auf einen Medizin-Studienplatz geben und so die Praxen auf dem Land attraktiver machen“, so die SPD-Abgeordnete.
Gnadl sei sich bewusst, dass dies nur ein Baustein zur Sicherung der ärztlichen Versorgung sei. „Auf Kreisebene wollen wir als SPD etwa die Städte und Gemeinden bei ihren Bemühungen unterstützen, bei Versorgungslücken Ärztinnen und Ärzte zur Niederlassung in ihrem Gebiet zu ermutigen, etwa durch die Bereitstellung von Praxisräumen. Zur Unterstützung der Städte und Gemeinden wollen wir auch im Wetteraukreis eine Koordination für die ambulante Versorgung einrichten, die die Versorgungslage fortlaufend analysiert, frühzeitig entstehende Lücken identifiziert und auch die Interessen des Kreises gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen vertritt. Ergänzend wollen wir die medizinische Versorgung in der Wetterau durch die flächendeckende Etablierung des ‚Gemeindeschwester-Modells‘ verbessern. Außerdem sind wir davon überzeugt, dass die Schaffung von medizinischen Versorgungszentren, die die Ärzteversorgung und die Notfallversorgung beinhalten, ein guter Weg zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in der Wetterau ist“, so Gnadl, die auch dem Wetterauer Kreistag angehört.
Es sei nötig, auf allen politischen Ebenen Maßnahmen zu ergreifen, um die gute Gesundheitsversorgung auch langfristig zu sichern. „Dafür setzen wir uns im Landtag genauso ein wie im Kreistag“, so Gnadl.