Lisa Gnadl (SPD): Hessen muss mehr in Qualität und Personalausstattung der Kitas investieren

Die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD), sozial- und familienpolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Hessischen Landtag, hat in der Plenarsitzung am Mittwoch mehr Anstrengungen des Landes zur qualitativen Verbesserung der Kinderbetreuung gefordert. Die SPD hatte einen entsprechenden Antrag ins Parlament eingebracht.

„Familien sind auf eine gute, flächendeckende, zuverlässige und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung angewiesen. Und dafür brauchen wir vor allem eins: genügend qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher, die gute Arbeitsbedingungen in den Kitas vorfinden. Allerdings sieht die Realität in Hessen leider ganz anders aus“, so Gnadl in der Debatte in Wiesbaden.

Die SPD-Angeordnete zitierte eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung, wonach in der Kinderbetreuung in Hessen rund 8.000 Fachkräfte fehlten, um eine gut Betreuungsqualität zu erreichen. „Und hierbei sind der dringend nötige Ausbau der Betreuungsplätze und die von vielen Eltern geforderte Ausdehnung der Betreuungszeiten noch nicht mal eingerechnet“, so Gnadl. Zugleich habe ein Großteil der hessischen Städte und Gemeinden massive Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden.

Gnadl illustrierte das Problem am Beispiel der Gemeinde Altenstadt, in der sie wohnt: „Wenn man dieser Tage durch meine Heimatgemeinde fährt, sieht man über der Vogelsbergstraße ein großes Banner ‚Erzieher/innen gesucht‘. Ganz offensiv macht die Gemeinde darauf aufmerksam, dass sie Fachkräfte für ihre Kitas braucht. Dabei ist Altenstadt kein Einzelfall“, so Gnadl im Landtag. Tatsächlich hatten erst vor wenigen Tagen Cäcilia Reichert-Dietzel, Bürgermeisterin der Gemeinde Ranstadt, und ihr Glauburger Amtskollege Carsten Krätschmer auf dem gemeinsamen Neugeborenenempfang der Gemeinden deutlich gemacht, dass sie händeringend Personal für ihre Kindertagesstätten suchen.

Nach Gnadls Aussage hätten sich diese Probleme schon seit längerem abgezeichnet, weshalb die hessische SPD-Fraktion bereits in der letzten Legislaturperiode des Landtags einen eigenen Gesetzentwurf zur Chancengleichheit und zur Qualitätsverbesserung in der frühkindlichen Bildung eingebracht habe. Dieser sei damals allerdings von CDU und Grünen abgelehnt worden. An die Adresse der schwarzgrünen Regierungskoalition sagte Gnadl: „Das alles zeigt doch deutlich, dass CDU und Grüne ihrer Verantwortung in Hessen in den letzten Jahren nicht gerecht geworden sind. Die Problematik des Fachkräftemangels im Bereich der Kitas spitzt sich von Jahr zu Jahr immer weiter zu.“

Nun wolle die Landesregierung den genannten 8.000 notwendigen Stellen in der Kindertagesbetreuung lediglich 200 zusätzliche bezahlte Ausbildungsplätze entgegensetzen, also lediglich ein Vierzigstel der benötigten Kräfte. So werde die Situation in den hessischen Kindertagesstätten keinesfalls verbessert. „Wir müssen die Plätze an den Berufsfachschulen, Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen massiv ausweiten und auch das Modell der praxisintegrierten, vergüteten Ausbildung stärken. Zudem muss die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher komplett gebührenfrei und eine angemessene Ausbildungsvergütung sichergestellt werden. Aber auch die Arbeitsbedingungen in den Kitas müssen besser werden durch bessere Entlohnung, bessere Personalschlüssel, mehr Zeit zur Vor- und Nachbereitung, mehr Puffer für Zeiten von Urlaub, Krankheit und Fortbildung sowie den Wegfall von strukturellen Anreizen in der Kita-Förderung, die dazu führen, das Kita-Personal unfreiwillig nur Teilzeit arbeiten kann“, forderte Gnadl. Dafür müsse auch die Landesregierung eigene Mittel in die Hand nehmen und nicht nur Gelder der Kommunen und des Bundes für den Ausbau der Betreuungsqualität verwenden.