Das Freiwillige Soziale Jahr als Chance zur Orientierung

Das Freiwillige Soziale Jahr hat Konjunktur, denn Schulabgängerinnen und -abgänger müssen sich orientieren. Die Auswahl für den Weg nach der Schule fällt nicht leicht bei der Vielzahl an Angeboten. Vom Studium, dual oder nicht, bis zur Lehre ist alles möglich.

Grund genug für die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, sich dem Thema anzunehmen und die Büdinger Einrichtung der Schottener Sozialen Dienste zu besuchen, um die FSJler Helen Peters und Niklas Harbicht zu treffen, die von ihren Erfahrungen mit der Organisation, aber auch über Chancen und Herausforderungen berichteten. Empfangen wurde Lisa Gnadl von Anja Ludig, die Zuständige für Freiwilligendienste der Schottener Sozialen Dienste. Die Leiterin der Büdinger Werkstatt, Martina Leißner nahm auch am Gespräch teil und erzählte viel über die Arbeit vor Ort.

Die Aufgaben der FSJler in der Büdinger Werkstatt für Menschen mit Behinderung sind sehr vielfältig, denn jeder der 70 Klienten hat seine eigenen Bedürfnisse, sowohl am Arbeitsplatz, als auch in der Freizeit. In der Werkstatt selbst besteht die Aufgabe der FSJler im Anleiten und Hilfestellung leisten. Sie sind für die Klienten immer ansprechbar. Aber auch in der Freizeit begleiten sie die Klienten zu Aktivitäten wie Reiten, Fußball oder Schwimmen. Niklas Harbicht, der sein FSJ zum 31.8. beendete, berichtet von einer sehr beliebten Fußballgruppe der behinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Einmal in der Woche gehen wir zum Kicken in eine Halle.“ Helen Peters, die zum 1.8. ihren Freiwilligendienst begann, schätzt das gute Arbeitsklima in der Werkstatt. Sie fühle sich hier wohl und gut betreut, was nicht zuletzt an der offenen Art aller Kollegen und Klienten liege. „Ich wollte gerne in den sozialen Bereich. Jetzt habe ich die Möglichkeit zu testen, ob die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen etwas für mich wäre.“

„Für viele scheint der Weg aus dem FSJ beruflich in den sozialen Dienst zu führen“, so das Empfinden Lisa Gnadls. Die Leiterin der Büdinger Werkstatt bestätigt: „Wir haben einige Kolleginnen und Kollegen, die über das FSJ oder über den ehemaligen Zivildienst zu uns kamen und letztendlich geblieben sind.“

Um die FSJler zu unterstützen, am Arbeitsplatz anzukommen, und Unstimmigkeiten mit Kollegen und Klienten zu überwinden, gibt es neben den Ansprechpartnern wie Frau Ludig auch Seminartage, wo Erlebtes reflektiert wird. „Im Seminar geben uns die FSJler ein Feedback, wie es ihnen geht. Das ist ein besonders wichtiger Raum, denn der Start ins FSJ ist wie ein Sprung ins kalte Wasser. Da ist es unerlässlich, sich in den Seminaren auszutauschen,“ fasst Anja Ludig über die Relevanz der Seminartage zusammen. Natürlich gibt es auch Einsatzstellenbesuche, sodass sich die Abteilung Freiwilligendienste auch selbst ein Bild vom Arbeitsplatz der Freiwilligen verschaffen kann.

Es läuft insgesamt also gut im Freiwilligen Dienst der Schottener Sozialen Dienste. Es gibt viele Interessenten für einen Freiwilligendienst und viele entschließen sich darüber hinaus für ein Duales Studium in Kooperation mit den Schottener Sozialen Diensten. „Unsere Kapazitäten sind immer ausgelastet,“ sagt Anja Ludig über die Arbeits- und Ausbildungsplätze im und nach dem Freiwilligendienst.

Zum Abschluss ihres FSJ planen die Freiwilligen immer ein Projekt. Niklas Harbicht startete ein Fotoprojekt mit Klienten und Mitarbeitern. Dieses soll in der Werkstatt ausgestellt werden. Nach einer handwerklichen Ausbildung liebäugelt er mit einer Anstellung im sozialen Bereich. Besonders die handwerklichen Arbeiten mit den Klienten haben ihm Spaß gemacht. „Die Möglichkeit zur Orientierung ist für viele Schulabgänger sehr wichtig. Umso besser, wenn sie danach ein klares Ziel vor Augen haben“, so Lisa Gnadl zum FSJ.

Martina Leißner ist froh, dass FSJler großes Interesse an der Werkstatt haben. Auch Helen Peters hatte beim Probedurchlauf verschiedener Standorte die Büdinger Werkstatt wegen der vielfältigen Arbeitsabläufe gewählt.

Moniert wird nur die Zuteilung öffentlicher Gelder für das FSJ. Anja Ludig berichtet, dass der Unterschied zwischen einem FSJ und dem Bundesfreiwilligendienst des Familienministeriums vor allem finanzieller Natur sei. „Die finanzielle Ausstattung des Programms aus dem Bundesfamilienministerium ist höher als das was es im FSJ gibt.“ Allerdings sei der Verwaltungsaufwand auch deutlich höher. „An dieser Stelle gilt es, die Verwaltungsstrukturen einfacher zu gestalten und Attraktivität für die Anbieter der Freiwilligendienste zu schaffen, ohne dass unterschiedliche Programme gegeneinander ausgespielt werden,“ so Lisa Gnadl zum Abschluss ihres Besuches in Büdingen.