Bettina Müller und Lisa Gnadl (SPD) besuchen Kreativwerkstatt in Büdingen

FAB Geschäftsführerin Karin Frech: „Sozialer Arbeitsmarkt vonnöten“

Es ist nicht nur der „zweite“, sondern auch ein sozialer Arbeitsmarkt, der dringend benötigt wird, verdeutlichte Karin Frech, Geschäftsführerin von Frauen Arbeit Bildung, kurz FAB. SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller, SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl und Bernhard Wiedemann, Geschäftsführer des Jobcenters Wetterau, waren zu Besuch in der Kreativwerkstatt von FAB. Mit ihren fünf Werkstätten bietet sie genau das, was einen sozialen Arbeitsmarkt kennzeichnet: Arbeitsgelegenheiten für Menschen mit zunächst wenig guten Aussichten.

„Ich bin sehr überzeugt von Ihrem Projekt“, sagte Bettina Müller nachdem sie vier der fünf Werkstätten besucht hatte. Die Kreativwerkstatt bietet Platz für 35 Arbeitssuchende, die sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren können. „Für manchen könnte dies ein Übergang in den ersten Arbeitsmarkt sein“, stellte ihre Parteikollegin Lisa Gnadl fest. In der Bahnhofsstraße 10 sind die Holz-, Mal-, Näh- und die Fahrradwerkstatt untergebracht. Am Kälberbach liegt zudem ein großer Garten, den die Teilnehmer eigenständig und nach biologischen Gesichtspunkten gestalten und betreuen. Das geerntete Gemüse und Obst wird an die Büdinger Tafel gespendet. Auch die ausstellungsreifen Ergebnisse der Holz- oder Nähwerk- statt werden nicht verkauft, sondern nur gespendet oder ausgestellt. Denn die Kreativwerkstatt muss weiterhin wettbewerbsneutral agieren. „Die Kreativwerkstatt ist breit aufgestellt. Es ist volkswirtschaftlich und gesellschaftlich betrachtet ein absoluter Gewinn“, hob der Chef des Jobcenters hervor. Auch wenn die Teilnehmer der Maßnahme noch nicht in der Lage seien, einen ganzen Arbeitstag durchzuhalten, würden sie eine Struktur erhalten und mit anderen Menschen zusammenkommen. Es sei alles besser als zu Hause zu bleiben und in einen negativen Sog zu geraten. Arbeitslosigkeit sei oft mit einer depressiven Stimmung verbunden, verdeutlichte Wiedemann. Die Tätigkeit bei FAB sei keine Beschäftigungstherapie. Die Arbeit sei mit der Hoffnung verbunden, dass der ein oder andere seine Fähigkeiten einschätzen lerne und auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß fasse. In der Kreativwerkstatt steht nicht der ökonomische Aspekt im Vordergrund.

Die Maßnahmen dauern in der Regel sechs Monate, können im Bedarfsfall auch verlängert werden. Die Teilnehmer arbeiten täglich drei bis sechs Stunden. Von ihnen wird Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit erwartet. Die Vermittlungsquote, das berichtete Fachanleiter Karl-Heinz Traumüller, sei sehr hoch. „Jeder Mensch hat das Recht auf eine Beschäftigung auch wenn er nicht in der Lage ist, acht Stunden am Tag zu arbeiten“, betonte Karin Frech. Eine gesellschaftspolitische Diskussion sei notwendig, um Wege der Beteiligung für benachteiligte Menschen zu finden. Davon betroffen seien auch viele Flüchtlinge. Ihr Bildungsstand sei sehr unterschiedlich. Für viele sei der Schritt in den Arbeitsmarkt sehr groß. Das liege weniger am Intellekt, verdeutlichte Karin Frech, sondern oftmals an der Sprache, die es vereitele, in dem komplizierten deutschen Qualifizierungssystem anzukommen. „Hier sind praxistaugliche Lösungen gefragt“, regte Karin Frech an. Zum Beispiel auch Abschlüsse, die nicht in deutscher Sprache absolviert werden müssten. Dass parallel zur Arbeit auch die Sprache gelernt werden kann, zeigen Beispiele aus der Kreativwerkstatt.

 

„Von den großen Firmen erwarte ich noch mehr Bereitschaft mitzuhelfen, Flüchtlinge in den Arbeitsalltag zu integrieren“, betonte Bettina Müller. Man könne nicht alle Flüchtlinge, so wie von manchen Politikern gefordert, einfach in den Pflegebereich stecken, ergänzte Karin Frech. Um den Menschen ein würdevolles Altern zu ermöglichen, seien andere, komplexe Anstrengungen notwendig.

 

Bettina Müller wies auf die Inhalte des Koalitionsvertrags hin, die unter anderem die Stärkung der Pflegeberufe und die assistierte Ausbildung beinhalten. Der Koalitionsvertrag beschreibt auch die Unterstützung bei Lernschwierigkeiten oder bei Problemen im sozialen Umfeld. Die Kreativwerkstatt zeigt seit mehreren Jahren, wie das aussehen kann und wie den Menschen eine Perspektive geboten wird, ihren Weg neu auszurichten.

 

Ausgedientes Fahrrad?

Die Kreativwerkstatt freut sich immer über die Spenden von ausgedienten Fahrrädern. Sie werden in den Werkstätten repariert oder in Einzelteile zerlegt, um sie für die Reparatur wiederzuverwenden. Wer ein ausgedientes Fahrrad im Keller hat, kann sich gerne unter Tel.: 06042- 9587598 melden. Die Fahrräder können auch abgeholt werden.