
Die stellvertretende Vorsitzende und ausbildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl, hat die Landesregierung aufgefordert, ihre Anstrengungen in der Ausbildungspolitik zu intensivieren, um allen Jugendlichen in Hessen die Chance auf eine Berufsausbildung zu garantieren. Eine abgeschlossene Ausbildung ist notwendig für ein selbstbestimmtes Leben. Nur wer eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, hat auf dem deutschen Arbeitsmarkt gute Beschäftigungschancen, ein ordentliches Einkommen und später mal eine würdige Rente zu erzielen, sagte Gnadl während der Plenardebatte zur Großen Anfrage der SPD zu Zielen, Kosten und Effizienz von Ausgaben für Ausbildungsförderung und Ausbildung aus dem hessischen Landeshaushalt (Drucksache 19/3861), die die SPD an die Landesregierung gestellt hatte.
Die Antworten der schwarz-grünen Landesregierung auf die Fragen der SPD bewertete Gnadl kritisch. So habe die Landesregierung über acht Monate benötigt, um die Anfrage beantworten zu können. Zudem sei die Landesregierung bei mehreren Fragen Antworten schuldig geblieben, etwa zu den Ausgaben des Landes bei der Ausbildung im Landesdienst. Die Fragen, auf die die Landesregierung Antworten liefern konnte, seien hingegen Dokumentation des peinlichen Versagens der Landesregierung und von Schwarz-Grün bei der Ausbildungsförderung.
Insbesondere kritisierte Gnadl das Ergebnis des hessischen Bündnisses für Ausbildung, das im vergangenen Ausbildungsjahr zu 316 zusätzlichen Angeboten in Hessen geführt habe, was lediglich ein Zuwachs von 0,9 Prozent bedeute, wodurch tausende Ausbildungssuchende trotz Hochkonjunktur unversorgt geblieben seien. Die Landesregierung habe dieses Problem noch verschärft. So gehe aus der Antwort auf die SPD-Anfrage hervor, dass das Land zwischen 2011 und 2015 die Zahl der selbst angebotenen Ausbildungsplätze um rund ein Drittel reduziert habe. Die Reduzierung erfolgte im Wissen, dass auch der öffentliche Dienst auf ein Nachwuchsproblem zusteuert. Im Finanzministerium gab es 2011 noch 94 Ausbildungsstellen, im Jahr 2015 waren es noch ganze 13. Und auch im grünen Wirtschaftsministerium ging die Zahl von 102 auf 70 zurück. Wer so ein schlechtes Beispiel abgibt, braucht sich nicht wundern, dass der eigene Ausbildungspakt floppt. Den Schaden tragen die Schulabgängerinnen und Schulabgänger, deren Chancen damit verbaut werden, so Gnadl.
Auch bei den Programmen der Landesregierung, die jungen Erwachsenen ermöglichen sollen, einen Berufsabschluss nachzuholen, offenbare die Antwort auf die SPD-Anfrage, dass die schwarz-grünen Initiativen, die immer mit großem Tamtam angekündigt werden, keinen Erfolg haben. So seien von den 320.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen, die keinen Berufsabschluss besäßen, gerade einmal 1.425 Personen im Rahmen der Initiative ProAbschluss beraten worden. Bis zum April 2017 hätten lediglich 312 Personen den Qualifizierungsscheck in Anspruch genommen. Das entspricht lediglich 0,1 Prozent in zwei Jahren. Wenn das so weitergeht, braucht es 1.000 Jahre um auch nur die Hälfte der Betroffenen zu qualifizieren, rechnete Gnadl vor.
Des Weiteren zeige sich bei vielen Ausbildungsprogrammen des Landes eine hohe Abbrecher- und Durchfallquote. In den Programmen des Sozialministeriums sind die Abbrecherquote und die Zahl der nicht bestandenen Prüfungen zusammengerechnet größer als die Zahl der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen, fasste die SPD-Abgeordnete Zahlen aus der Antwort der Landesregierung zusammen. Hier sei mehr Evaluierung und Ursachenforschung nötig.
Die Kritik an der Arbeit von Schwarz-Grün verknüpfte Gnadl mit der Ankündigung, dass die SPD politische Alternativen im Ausbildungsbereich aufzeigen werde. Wir als sind überzeugt, dass es besser geht. Wir werden in Kürze ein Konzeptpapier vorlegen, dass sich mit allen relevanten Bereichen dieses Politikfelds befasst und einen aufeinander abgestimmten Ansatz verfolgt, angefangen bei der Berufsorientierung in den Schulen über die Berufsberatung, die Stärkung der dualen Ausbildung und der Berufsschulen bis hin zu Themen wie Ausbildungsunterstützung und Nachqualifizierung, so Gnadl.