
Die vierte Station der diesjährigen Sommertour der Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl (SPD) mit dem Titel Wetterauer Wasserwelten führte in den Florstädter Stadtteil Staden, der im Volksmund den Beinamen Klein-Venedig der Wetterau trägt.
Unter fachkundigen Erläuterungen der Stadenerin Katrin Schwendemann, einer ausgebildeten Natur- und Kulturführerin für den Wetteraukreis, machte sich Gnadl mit rund 25 interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf zu einem gut zweistündigen Rundgang. Unter den Gästen konnte Gnadl auch Florstadts Bürgermeister Herbert Unger, die SPD-Bundestagskandidatin Natalie Pawlik sowie die Ortsvorsteher von Staden und Stammheim, Claus-Peter Opper und Horst Schmidt, begrüßen.
Während des Spaziergangs konnten die Besucher der Sommertour die zahlreichen kleinen Brücken in Staden in Augenschein nehmen, die dort über die Nidda und den Mühlbach führen und zum Beinamen Klein Venedig geführt haben. Wie die weltberühmte italienische Stadt verfügt auch Staden über eine Seufzerbrücke, die die beiden angrenzenden Türme verbindet, von denen wohl, so die Vermutung, einer als Gefängnis und der andere als Folterturm benutzt wurden. Letzterer wurde wohl auch während der Stadener Hexenprozesse im 17. Jahrhundert genutzt.
Wie Katrin Schwendemann während des Rundgangs deutlich machte, spielte und spielt Wasser in Staden auch in anderer Hinsicht eine bedeutende Rolle. Dies lässt sich schon am Ursprung des Ortsnamens erkennen, der auf das mittelhochdeutsche Wort Gestade zurückgeht, das so viel wie am Ufer gelegen bedeutet. Diese Bedeutung des Wassers spiegelt sich an vielen Stellen des Stadener Ortsbilds wider, etwa an der Mühle, die dem Mühlbach seinen Namen gab oder an der Pferdetränkestelle neben dem heutigen Feuerwehrhaus. Im Jahr 1304 erhielt Staden die Stadtrechte und war im Mittelalter mehrmals jährlich Ort von Märkten, wovon der Marktplatz mit seinem alten Stadtbrunnen zeugt. Der Absicherung der Handelswege diente die stauferische Wasserburg, deren Turm am Ortsausgang Richtung Leidhecken zu sehen ist. Sie war Teil des Wetterauer Burgendreiecks, das auch dem Schutz des Gerichtsstandorts Staden diente. Auch eine Mikwe, ein von der jüdischen Bevölkerung für rituelle Reinigungen genutztes Tauchbad, ließ sich in Staden finden.
Es fasziniert mich immer wieder, dass man überall in der Wetterau auf Bauten, Anlagen und Denkmäler stößt, die Zeugnisse unserer reichen und wechselhaften Lokalgeschichte sind. Im Alltag nimmt man sie oft als gegeben hin, aber bei solchen geführten Spaziergängen werden einem die geschichtlichen Hintergründe und Zusammenhänge bewusst, zeigte sich die Wetterauer SPD-Kandidatin für die anstehende Bundestagswahl, Natalie Pawlik, beeindruckt.
Den Abschluss der Wasser-Wanderung durch Staden bildete ein Besuch am Sauerbrunnen mit seinem erfrischenden kohlensäurehaltigen Wasser. Der Brunnen liegt am Rande des Stadener Schlossparks, der im 19. Jahrhundert von dem bekannten Landschaftsarchitekten Eduard Petzold nach englischem Vorbild gestaltet wurde und der ursprünglich gegenüber dem heutigen Sportplatz einen großen Teich umfasste.
Man sieht in Staden besonders deutlich, welche Anziehung Wasser auf die Menschen seither ausübt. Erst wurden Siedlungen an den Flüssen gegründet, dann das Wasser für viele Zwecke genutzt und dann auch teilweise neue Wasserflächen angelegt, wie hier im Stadener Park. Ich danke Frau Schwendemann, dass sie uns so interessant die verschiedenen Dimensionen erläutert hat, die das Wasser bei der Entwicklung des Klein-Venedigs der Wetterau gespielt hat, so Lisa Gnadl zum Abschluss des Rundgangs.