
Die stellvertretende Vorsitzende und ausbildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, hat aufgrund der aktuellen Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt erneut gefordert, die Ausbildungsförderung des Landes einer gründlichen Überprüfung zu unterziehen. Wir haben den Eindruck, dass die Landesförderung nicht gezielt und nur wenig effizient erfolgt. Damit wir uns ein genaues Bild machen können, hat meine Fraktion jetzt eine Große Anfrage über Ziele, Kosten und Effizienz von Ausgaben für Ausbildungsförderung und Ausbildung eingebracht. Wir hoffen sehr, dass die Landesregierung uns zügig die Antworten zuleitet, damit wir nicht weiter wertvolle Zeit tatenlos verstreichen lassen, stellte Gnadl fest.
Insgesamt sei die Entwicklung Besorgnis erregend. Der Anteil der jungen Menschen in Hessen, die keine Ausbildung haben, ist größer als bisher angenommen. Fast ein Viertel zwischen 25 und 35 Jahren besitzt weder eine abgeschlossene Ausbildung noch einen anderen Abschluss. Dieses Problem müssen wir dringend angehen, denn das Risiko, arbeitslos zu werden, ist ohne Ausbildung wesentlich höher als mit Ausbildung, erläuterte Gnadl.
Bei den dualen Ausbildungsverträgen zeige sich ebenfalls eine kritische Entwicklung. Die Zahl der Ausbildungsverträge sinkt, es beteiligen sich immer weniger Betriebe. Trotz offener Stellen bleiben viele Jugendliche unversorgt, weil Angebot und Nachfrage nicht zueinander passen. Viele Jugendliche landen in so genannten Übergangssystemen, die aber oft keine weitere Qualifikation vermitteln. Es wäre dringend angebracht, mehr zu steuern und auch vernünftige Datengrundlagen zu haben, forderte Gnadl.
Andere Bundesländer wie z.B. Hamburg oder Nordrhein-Westfalen seien hier weiter. So gebe es in Nordrhein-Westfalen, das als Flächenland mit Hessen vergleichbar sei, mittlerweile das Programm Kein Abschluss ohne Anschluss, mit dem bereits in der Schule die Grundlage für eine gute Berufsorientierung und Berufswahl gelegt werde. Ich habe mir mit einigen Kolleginnen und Kollegen Theorie und Praxis dieses Programms angesehen. Dort wird bereits früh in allen Schulformen auf den Berufsweg vorbereitet. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen, in die alle Beteiligten einbezogen werden, soll jungen Menschen der Start ins Berufsleben erleichtert und mehr Orientierung gegeben werden, berichtete Gnadl.
Gnadl kündigte an, dass ihre Fraktion in den nächsten beiden Jahren intensiv an diesem Thema arbeiten und ein umfassendes Konzept vorlegen werde. Wir würden uns wünschen, dass wir auch in Hessen endlich das Problem an der Wurzel anpacken und nicht nur reine PR betreiben, ohne wirklich grundlegend etwas zu ändern. Wenn die Landesregierung es nicht tut und das ist nach unseren bisherigen Erfahrungen nicht zu erwarten werden wir die Sache in die Hand nehmen müssen, so Gnadl.