
Zur gestern vorgestellten Zwischenbilanz des hessischen Bündnisses für Ausbildung sagte die ausbildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, am Donnerstag in Wiesbaden:
Mit den bisher erreichten Ergebnissen des vor einem Jahr gestarteten Bündnisses können alle Beteiligten noch nicht zufrieden sein. Die Zwischenbilanz ist enttäuschend. Vor allem bei der Bereitstellung der von Wirtschaft und Handwerk zugesagten zusätzlichen Ausbildungsplätze muss dringend ein Gang hochgeschaltet werden. Ursprünglich waren jährlich 1500 zusätzliche Lehrstellen verabredet worden, davon sind jedoch im vergangenen Jahr nur 860 geschaffen worden.
In Hessen fehlt es immer noch an Ausbildungsplätzen. Den 34.593 angebotenen Lehrstellen standen im letzten Jahr 42.609 Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber. Bei der Lösung des Problems vor allem auf sinkende Bewerberzahlen zu hoffen, wie es das Wirtschaftsministerium ankündigt, ist zynisch gegenüber den ausbildungssuchenden Jugendlichen und gefährlich für den Wirtschaftsstandort Hessen, der auf qualifizierte Nachwuchskräfte angewiesen ist.
Es ist wichtig, dass Schulabgängerinnen und Schulabgängern ein möglichst breites und flächendeckendes Angebot an Ausbildungsplätzen zur Verfügung steht und sie eine Lehrstelle finden können, die ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht. Das ist ein unverzichtbarer Aspekt, wenn man junge Menschen wieder stärker für die duale Ausbildung begeistern will, die immer mehr mit einem Hochschulstudium konkurriert.
Dass das verfehlte Ziel bei der Schaffung neuer Ausbildungsstellen mit keinem Wort in der Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums erwähnt wird, lässt vermuten, dass die Landesregierung das Ausbildungsbündnis zu allererst als Werbeveranstaltung in eigener Sache nutzen, aber die bestehenden Probleme nicht öffentlich ansprechen will.
Die Eröffnung von neuen Perspektiven für Jugendliche mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung in Richtung Hochschulzugang ist im Grundsatz ebenso begrüßenswert wie der angekündigte Umbau des sogenannten Übergangssystems für Jugendliche, die nach der Schule keinen Ausbildungsplatz finden. Leider legt die Landesregierung jedoch dazu nur wieder sogenannte Modellprojekte auf, von denen wir in Hessen schon viele haben kommen und gehen sehen. Hier wäre mehr Mut zur eigenen Entscheidung nötig, um allen Betroffenen verlässliche Strukturen bereitzustellen, die auch in ganz Hessen flächendeckend zur Verfügung stehen.