Zum diesjährigen Equal Pay Day am 19. März hat die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, gesamtgesellschaftliche Anstrengungen gefordert, um das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen abzubauen. Der durchschnittliche Bruttolohn der Frauen in Deutschland liegt noch immer um 21,6 Prozent unter dem Durchschnittslohn der Männer. Das ist eines der höchsten Lohngefälle in der EU, nur in Österreich und in Estland ist der Unterschied noch größer, sagte Gnadl am Dienstag in Wiesbaden.
Ein Teil der Lohnlücke lasse sich darauf zurückführen, dass es noch immer überwiegend die Frauen seien, die beruflich zugunsten der Familie zurücksteckten: Die Einkommensstatistiken zeigen, dass das Gehaltsgefälle in dem Alter zunimmt, in dem Frauen Kinder bekommen. Sie reduzieren ihre Arbeitszeit oder steigen für eine Zeit ganz aus dem Beruf aus. Anschließend finden sie sich oft in Minijobs wieder oder haben Schwierigkeiten, wieder eine ihrer Ausbildung entsprechende Vollzeitstelle zu finden. Zudem macht oft die Karriere einen Knick, weil Auszeiten und Teilzeit sich negativ auf Beförderungschancen auswirken, so die SPD-Abgeordnete.
Außerdem seien die Löhne in Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, tendenziell niedriger als in männerdominierten Branchen. In unserer Gesellschaft werden die besser bezahlt, die Autos reparieren, als die, die Kranke und Alte pflegen, sagte die SPD-Politikerin.
Auch wenn sich ein Teil des Gehaltsgefälles durch geschlechterspezifische Teilzeitquoten, unterschiedliche Berufswahl und andere Faktoren erklären lasse, heiße dies nicht, dass diese Unterschiede als gegeben hinzunehmen seien oder gar allein in der Verantwortung der betroffenen Frauen liegen würden. Darin spiegeln sich gesellschaftliche Verhältnisse wider, die dafür sorgen, dass Frauen systematisch schlechtere Einkommens- und Karriereperspektiven haben, mit entsprechenden Auswirkungen bis hin zur Rentenhöhe. Dafür spricht auch, dass die geschlechterbezogene Gehaltslücke in andern Ländern wesentlich niedriger ist, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD.
Aber selbst wenn man all diese Faktoren wie die unterschiedlichen Teilzeitquoten, ungleiche Besetzung der Führungspositionen und branchenspezifische Gehaltsunterschiede heraus rechne, verbleibe eine Lohnlücke von 7 Prozent. Hier geht es dann nur noch um reine Lohndiskriminierung der Frauen rein ihres Geschlechtes wegen, kritisierte die Landtagsabgeordnete.
Gnadl begrüßt daher ausdrücklich die Vorschläge des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für ein Gesetz für mehr Lohntransparenz. Unter dem Motto Gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit hatte Frauenministerin Manuela Schwesig schon Ende letzten Jahres einen Entwurf vorgelegt, in dem unter anderem ein Auskunftsrecht über die Lohngefälle im eigenen Unternehmen verankert werden soll.
Ich hoffe, dass die CDU im Bund ihren Widerstand gegen die Lohntransparenz bald aufgibt. Aber es muss auch klar sein: Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen hat vielfältige Ursachen, also brauchen wir auch verschiedene Maßnahmen, um diese Lücke zu schließen, ist sich Lisa Gnadl sicher. Dazu zählten etwa die zu Jahresbeginn in Kraft getretene Frauenquote in Aufsichtsräten, der Mindestlohn, der vor allem geringverdienenden Frauen zugutekomme, oder auch das neue Elterngeld plus, das neue Anreize dafür setze, dass sich Mütter und Väter die Familienzeit partnerschaftlich gleicher aufteilten. Zudem gelte es, die Kinderbetreuung weiter zu verbessern. Mit dem gesetzlich verankerten Betreuungsanspruch im Kita-Bereich ist hier schon viel erreicht worden, aber jetzt merken viele Eltern, dass sie Probleme mit der Kinderbetreuung bekommen, wenn ihr Kind von der Kita in die Grundschule wechselt, beschreibt Gnadl ein Problem, das viele hessische Eltern kennen dürften. Auch aus diesem Grund setze sich die SPD im Landtag für einen massiven Ausbau von echten Ganztagsschulen ein, damit erst gar nicht aus einer Betreuungslücke eine Berufslücke und aus dieser Berufslücke eine Gehaltslücke wird, so Gnadl.