Angesichts der rund 400.000 Menschen in Hessen, die keine Berufsausbildung besitzen, ist die Initiative Pro Abschluss zwar ein erster Schritt und ein Zeichen dafür, dass in Hessen endlich überhaupt etwas passiert, sagte die ausbildungspolitische Sprecherin Lisa Gnadl am Donnerstag in Wiesbaden. Die SPD habe aber schon vor geraumer Zeit mit ihrem Konzeptentwurf für eine Ausbildungsgarantie einen passenden Lösungsvorschlag gemacht. Ein fehlender Berufsabschluss ist für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein großer Nachteil und ein Risiko. Wer ohne Abschluss ist, ist besonders häufig von Arbeitslosigkeit bedroht, findet schwieriger oder gar nicht eine neue Stelle und gerät dann auch schneller in prekären Arbeitsverhältnisse, so die SPD-Politikerin.
Die größte Schwachstelle des Konzeptes der Landesregierung ist aber der beschränkte Kreis derjenigen, die überhaupt eine solche Nachqualifizierung in Anspruch nehmen können, so Gnadl. Mit der Initiative der Landesregierung werden nur diejenigen erreicht, die ungelernt sind und die bereits eine Beschäftigung haben und in kleinen oder mittleren Betrieben arbeiten und deren Arbeitgeber diese Weiterbildung aktiv unterstützten. Völlig ausgeblendet werden diejenigen, die arbeitslos sind oder in Großbetrieben arbeiten. Erschwert werde eine Teilnahme zusätzlich durch den Anteil an den Kosten, den die Teilnehmer selbst übernehmen müssten. Gerade ungelernte Arbeitskräfte, die sich in der Regel in den niedrigen Lohngruppen wiederfinden, wirken Weiterbildungskosten von mehreren tausend Euro sehr wahrscheinlich abschreckend, sagte die SPD-Abgeordnete.
Während die Landesregierung ein Konzept für eine Weiterbildungsberatung und -förderung vorgelegt hat, das auf einen bestimmten Personenkreis beschränkt ist und an viele Konditionen geknüpft ist, will die SPD mit ihrer Ausbildungsgarantie jedem jungen Menschen, der eine Berufsausbildung nachholen will, die Garantie dafür geben, dies tun zu können. Es ist sozialpolitisch und auch wirtschaftspolitisch dringend geboten, ausnahmslos allen ungelernten Arbeitskräften in Hessen einen Anspruch auf das Nachholen eines Berufsabschlusses zu geben. Die Perspektive dieser Menschen und ihre zweite Chance auf einen Berufsabschluss darf nicht mit dem Wohlwollen Dritter stehen oder fallen, sagte Gnadl.