Hessen wieder nach vorne bringen

Lisa Gnadl und Susanne Selbert

Rund 70 Besucherinnen konnte die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl am vergangenen Samstag in der Kulturhalle Stockheim zu ihrem Frauenfrühstück begrüßen, das unter dem Titel „Frauen gestalten das Land – Ein neuer Hessenplan aus frauenpolitischer Sicht“ stand. Passend zum Motto des Vormittags waren zahlreiche Frauen zu der Veranstaltung erschienen, die in Oberhessen Vieles bewegen, etwa die langjährige VdK-Vorsitzende Hedwig Blum, Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring und Hirzenhains ehemalige Bürgermeisterin Elfriede Pfannkuche, die Kreisbeigeordnete Brigitte Dietz, die Vorsitzende des Wetterauer Seniorenbeirats Renate Klingelhöfer, die Ortenberger Grundschulrektorin Ute Arendt-Söhngen, Gudrun Haas, die Veranstalterin des traditionellen Frauenfrühstücks am Internationalen Frauentag, Vertreterinnen von Wildwasser, Karin Ferch von Frauen-Arbeit-Bildung (FAB), den örtlichen Landfrauenverbänden und vielen weiteren Organisationen.
Bei Kaffee, Kuchen, belegten Brötchen und vor allem der Musik der Solokünstlerin Tine Lott, die Bekanntes aus den aktuellen Charts und Neues aus ihrem aktuellen Album präsentierte, kam in der Frauenrunde schnell gute Stimmung auf. Lisa Gnadl freute sich bei ihrer Begrüßung über das große Interesse: „Das zeigt, wie viele starke Frauen wir hier in Oberhessen haben, die unser Land tatkräftig gestalten – zuhause und im Beruf, in ihrer Nachbarschaft, in zahlreichen Vereinen und Initiativen“, so Gnadl. Doch trotz aller Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung bleibe noch einiges zu verbessern: „Wir Frauen müssen immer noch für gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit streiten oder für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Besonders bei uns auf dem Land sind das wichtige Themen, bei denen wir weiter voran kommen müssen “, forderte Lisa Gnadl. Sie wertete es als gutes Zeichen, dass der Spitzenkandidat der hessischen SPD für das Amt des Ministerpräsidenten, Thorsten Schäfer-Gümbel, neben vier Männern insgesamt sieben Frauen in sein Schattenkabinett berufen habe. „Das ist ein wichtiges Signal, dass die SPD bei den Forderungen nach mehr Gleichstellung selbst mit gutem Beispiel voran geht“, so die Landtagsabgeordnete.
Ein Mitglied dieses frauenstarken Schattenkabinetts war am Samstag nach Glauburg gekommen, um ihre Pläne für einen neuen Hessenplan vorzustellen: Susanne Selbert, studierte Juristin und zurzeit Erste Kreisbeigeordnete in Kassel, ist in Schäfer-Gümbels „Team für den Wechsel“ zuständig für die Entwicklung des ländlichen Raums sowie die Themen Umwelt und Verbraucherschutz. Als Kreisbeigeordnete ist Susanne Selbert zuständig für die Bereiche Sozial- und Gleichstellungspolitik, wobei gerade letzteres eine große Tradition in der Familie Selbert hat. Schließlich war es Susanne Selberts Großmutter, Elisabeth Selbert, die als eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes im Parlamentarischen Rat dafür sorgte, dass es heute in Artikel 3 unserer Verfassung heißt: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“.
Susanne Selbert erinnerte in ihrer Rede an die Errungenschaften des Großen Hessenplans, den der damalige SPD-Ministerpräsident Georg August Zinn vor 50 Jahren, im Januar 1963, vorgestellt hatte: „Zinn hatte es geschafft, wirtschaftliche Stärke und sozialen Zusammenhalt gemeinsam zu verwirklichen. Unter seiner Regierung von 1950 bis 1969 ist Hessen wirtschaftlich an die Spitze der Bundesländer in Deutschland aufgestiegen. Während Zinn Ministerpräsident war, fanden hunderttausende Flüchtlinge in Hessen eine neue Heimat und Zinn arbeitete daran, dass die Hessinnen und Hessen eine gemeinsame Identität aufbauen konnten – der Hessentag ist dafür das wichtigste Symbol. Und während Adenauer auf Bundesebene die militärische Aufrüstung betrieb, setzte Zinn in Hessen dem die ‚soziale Aufrüstung‘ der Dörfer und Städte in Hessen entgegen: Die Gemeinden wurden ans Wassernetz angeschlossen, er stützte das Dorfleben, indem in ganz Hessen Dorfgemeinschaftshäuser entstanden, die nicht nur soziale Treffpunkte waren, sondern auch Grundversorgung boten, etwa mit Gefrierhäusern. Hessen war unter Zinn auch das erste Land, das die Lernmittelfreiheit an den Schulen einführte“, fasste Susanne Selbert die Fortschritte während Zinns Regierungszeit zusammen. „Vor allem lagen Georg August Zinn gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land am Herzen, er kümmerte sich um Unternehmensansiedlungen in ländlichen Gebieten und damit um wohnortnahe Arbeitsplätze. Und er investierte viel Geld in die Infrastruktur, wovon Hessen noch heute profitiert. Zinn formte Hessen zu einem durch und durch erfolgreichen Modell mit sozialer Verantwortung. Sein Motto ‚Hessen vorn‘ war nicht nur ein Slogan, sondern er setzte mit großem Erfolg alles daran, dass sich Hessen wirklich in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht an die Spitze setzte“, so Susanne Selbert.
Auch heute müsse es wieder darum gehen, mit einem Neuen Hessenplan für ein weltoffenes, wirtschaftlich starkes Hessen mit sozialer Verantwortung und gleichwertige Lebensbedingungen in den Städten und auf dem Land zu sorgen: „Dabei geht es nicht um Gleichmacherei, aber um gleiche Chancen. Es muss Schluss sein mit der Zentralisierungspolitik, die sich alleine um die Ballungsräume kümmert. In Hessen lebt die Mehrheit der Bevölkerung schließlich auf dem Land! Wir als SPD wollen stattdessen mit einem Neuen Hessenplan eine flächendeckende Gesundheitsversorgung sicherstellen und auch auf dem Land für gute Kinderbetreuung sorgen. Wie unter Zinn damals alle Dörfer ans Wassernetz angeschlossen wurden, wollen wir alle Dörfer mit Breitband-Internet versorgen. Jeder soll sein Leben nach dem eigenen Lebensentwurf verwirklichen können und der Staat muss für eine Infrastruktur sorgen, die das ermöglicht. Darauf haben die Menschen im ländlichen Raum ein Anrecht. Wir brauchen wieder einen Ministerpräsidenten, für den gilt: Hessen vorn! Dafür wird Thorsten Schäfer-Gümbel sorgen“, forderte Susanne Selbert unter großem Beifall der Besucherinnen.
Im Anschluss diskutierten die anwesenden Frauen in lockerer Runde und bei Musik von Tine Lott mit Susanne Selbert und Lisa Gnadl an den Frühstückstischen. „Susanne Selbert hat heute mit viel Leidenschaft beschrieben, was in den kommenden Jahren nötig ist, um die ländlichen Regionen Hessens wieder zu stärken und sie weiß, welchen Spagat gerade Frauen und besonders Frauen auf dem Land bewältigen müssen, etwa um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Schon deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn sich Susanne Selbert nach der Wahl in einer neuen Landesregierung als Ministerin um die Umsetzung dieser Ziele kümmern könnte. Davon würde das ganze Land profitieren“, so Lisa Gnadl abschließend.