Bettina Müller und Lisa Gnadl unterstützen Forderungen des Bundesverbands der BerufsbetreuerInnen (BdB e.V.)

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Vom Landesvorstand des Bundesverband der Berufsbetreuer/Innen, Eberhard Marten, ließen sich Bettina Müller und Lisa Gnadl sowie die Ranstädter Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel die aktuelle Situation und das Berufsbild der Berufsbetreuer schildern.

Diplom-Sozialarbeiter Eberhard Marten nannte Zahlen: „Im Wetteraukreis werden von insgesamt 4770 Gesamtbetreuungen 1524 Menschen von insgesamt 69 BerufsbetreuerInnen betreut. Hier, wie auch bundesweit, kann man sagen, dass etwa ein Drittel der Betroffenen von Berufsbetreuern und zwei Drittel von Familienangehörigen und Ehrenamtlichen betreut wird“. Wegen der schwierigen Arbeit sei die Tendenz bei den Ehrenamtlichen jedoch abnehmend. Die Arbeit sei nicht nur psychisch sehr belastend, sondern auch bei Entscheidungen rechtlich oft in einer Grauzone befindlich.

Die Zuweisung der zu von ihm zu betreuenden Personen erfolge durch die Amtsgerichte Büdingen, Friedberg, Frankfurt, Hanau, Gießen, Frankenberg, Wiesbaden und Alsfeld. Dazu Bettina Müller, die selbst als Anwältin zahlreiche Menschen betreut: „Hier wird ein unglaublich großes Gebiet abgedeckt. Das bedeutet weite Fahrstrecken für die BetreuerInnen“. Hinzu komme die hohe Belastung durch die geringe Zeit, die für die Betreuung zur Verfügung stehe: Pro Fall solle er als Betreuer mit 3,2 Stunden pro Monat auskommen und werde dafür mit brutto 44,- Euro vergütet. Für Räumlichkeiten, Ausstattung, Bürohilfen, Autokosten etc. habe er selbst aufzukommen.

Erstaunt waren die Besucherinnen vom Altersschnitt der betreuten Personen bei Eberhard Marten: 35 Personen von 18-30 Jahren, 13 Personen von 30-50 Jahre und 6 Personen von 50-100 Jahren. Dazu Lisa Gnadl: „So viele junge Menschen hätte ich nicht in der Statistik erwarten“. Der Überblick über die gestellten Diagnosen, die zu einem Betreuungsfall führten, zeige im Betreuungsbüro Marten nur eine demenzielle Erkrankung auf, jedoch drei Autisten, 13 seelisch Behinderte, 21 geistig Behinderte und 16 psychisch Kranke.

„Die Betreuung gehört auf die politische Agenda. Hier muss einiges im Sinne der zu Betreuenden Menschen getan werden. Das weiß ich aus eigener Erfahrung als Berufsbetreuerin“, so Bettina Müller.. Berufsbetreuer Marten stellte den Besucherinnen die aktuellen Forderungen des Berufsverbandes vor: Eine Erhöhung der Betreuungszeit auf mindestens 5 Stunden pro Monat und Fall bei angemessener Bezahlung, eine Vereinheitlichung der Vergütungssätze ohne Einstufung nach Vorbildung, eine sozialrechtliche Verankerung niedrigschwelliger Unterstützungsleistungen und eine Weiterführung der Diskussion des Gesetzgebers über die Zwangsbehandlung von Betreuten. Dieses Thema berühre elementarste Grundrechte und sei stark umstritten.

Die sozialen Netzwerke, so waren sich die Gesprächsteilnehmerinnen einig, werden immer kleiner. Von dem ursprünglichen Angebot habe sich in den letzten 10 Jahren leider vieles durch Einsparungen zurückentwickelt, konnte Cäcilia Reichert-Dietzel aus ihren sozialpolitischen Erfahrungen der letzten Jahre berichten. „Die CDU-Landesregierung hat 2003 durch die Operation düstere Zukunft massiv Gelder zurückgefahren und damit das soziale Netz stark beschädigt. An vielen Stellen konnten soziale Angebote nur durch das Einspringen der Landkreise und Kommunen aufrechterhalten werden. Wir wollen mit einer SPD-geführten Regierung in Hessen wieder sozialpolitische Verantwortung übernehmen und mit einem Sozialbudget im Landeshaushalt die Initiativen und Verbände unterstützen“, so die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl abschließend.