Kita-Ausbau statt Betreuungsgeld

Seit dem ersten August haben Eltern in Deutschland für Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Gleichzeitig ist das umstrittene Betreuungsgeld in Kraft getreten, das Eltern 100 Euro pro Monat verspricht, wenn sie ihr Kind nicht in einer Kindertagesstätte betreuen lassen.
„Jetzt, wo der Rechtsanspruch auf Betreuung auch für die Unter-Dreijährigen in Kraft getreten ist, werden wir im Praxistest sehen, ob die zur Verfügung stehenden Kita-Plätze auch wirklich ausreichen, um den Bedarf zu decken und den Rechtsanspruch auch wirklich einzulösen“, so die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl. Ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot sei gerade in den ländlichen Regionen Hessens wichtig, um Eltern wirkliche Wahlfreiheit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.
Gnadl kritisierte in diesem Zusammenhang nochmals die Einführung des Betreuungsgeldes: „Es ist widersinnig, Eltern Geld dafür zu bezahlen, dass sie keine Kita in Anspruch nehmen. Nach dieser Logik müsste man im nächsten Schritt Gelprämien an alle auszahlen, die ihr Kind nicht zur Schule schicken“, meint die SPD-Abgeordnete. Die Kindergärten spielten eine immer wichtigere Rolle bei der Frühförderung von Kindern und der Vorbereitung auf die Grundschule.
Gnadl fordert, die Mittel, die die Bundesregierung für das Betreuungsgeld eingeplant habe, für den Kita-Ausbau zur Verfügung zu stellen: „Für das unsinnige Betreuungsgeld rechnet die Bundesregierung mit Kosten von 1,1 Milliarden Euro pro Jahr. Gleichzeitig fehlt den Städten und Gemeinden, die die Kinderbetreuung organisieren müssen, eine verlässliche Finanzierung, besonders bei den laufenden Betriebskosten. Es wäre wesentlich sinnvoller, das Betreuungsgeld wieder abzuschaffen und das Geld zum Ausbau der Kinderbetreuung zu verwenden. Würde man die 1,1 Milliarden des Betreuungsgelds auf alle Bundesländer verteilen, bekäme Hessen einen dreistelligen Millionenbetrag. Damit könnten mehr Kita-Plätze geschaffen, die Betreuungsqualität ausgebaut und die Öffnungszeiten der Kitas verlängert werden“, fordert Gnadl.
Die Sozialdemokratin ist sich sicher, dass dies auch den Wünschen der meisten Eltern entgegenkommen würde: „In ganz Hessen wurden bisher gerade mal von 438 Eltern Anträge auf Betreuungsgeld gestellt. Das Betreuungsgeld ist schon jetzt ein Flop, der am Elternwillen vorbeigeht, weil die allermeisten Eltern lieber ein gutes und verlässliches Betreuungsangebot möchten. Darin sollten wir investieren!“, so Gnadl.
Die hessische SPD werde noch vor dem Landtagswahltermin ein Eckpunktepapier zum Ausbau der Kinderbetreuung vorlegen. Außerdem veranstalte die SPD am 20. August ab 20 Uhr einen Informationsabend im Bürgerhaus Ortenberg zum Thema Kinderbetreuung, kündigte Gnadl abschließend an.