„Bauruine wäre keine Alternative“

Nidda Johanniterturm

„Alles in allem ist der Kernstadtbereich um den Marktplatz vom Paddelteich und vom Schwimmbad bis zum Johanniterpark für alle Generationen ein Gewinn und macht die Stadt lebenswert.“ Dieses Resümee zog Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl, nachdem sie ebenso wie Ortsvorsteher Rudolf Allmannsberger und weitere Mitglieder des Ortsbeirats an einem Rundgang der SPD-Fraktion durch die Kernstadt teilgenommen hatte. Während ihrer Sommertour besichtigten die Sozialdemokraten dabei vor allem geschichtsträchtige Punkte.
Erste Anlaufstelle war das Dreigiebelhaus in der Mühlgasse. Es ist eines der historisch bedeutendsten Bürgerhäuser in der Altstadt. „An diesem Haus lässt sich exemplarisch Niddaer Stadtgeschichte ablesen“, sagte Georg Wegner. Es sei um 1605 gebaut worden, das müsse eine Blütezeit der Stadt gewesen sein. Die Darmstädter Landgrafen liebten Nidda für die Jagdaufenthalte („Niddaer Sauhatz“). 1617 erbaute der Landesherr mit den Bürgern die Stadtkirche „Zum Heiligen Geist“. Die steinerne Niddabrücke wurde um 1607 gebaut und das Stadtwirtshaus „Zum Goldenden Stern“, das heute das Heimatmuseum ist, entstand um 1632.
Der Bauherr des Dreigiebelhauses muss ein vermögender Bürger gewesen sein, der vermutlich auch Landwirtschaft betrieb, denn in der Mitte des Hauses, wo sich heute die beiden Eingangstreppen befinden, gab es eine Wagendurchfahrt in den Hof. Erster Stadtrat Reimund Becker erklärte: „Eigentümer dieses Hauses ist heute die Stadt Nidda. Es wurde in den vergangenen zehn Jahren mehrfach versucht, dieses Gebäude zu verkaufen beziehungsweise einen Investor zu finden, der es im Zuge der Altstadtsanierung wieder herrichtet und einer sinnvollen Nutzung zuführt. Das ist leider nicht gelungen.“ Daher habe die Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2012 beschlossen, das Haus zu sanieren, da die Förderung für die Altstadtsanierung Ende des Jahres auslaufe. „Auch wenn die Sanierung 900 000 Euro kosten wird, wäre eine Bauruine mit einem Sicherheitszaun in der Fußgängerzone keine Alternative. Unsere Pflicht ist es, dieses geschichtsträchtige und denkmalgeschützte Haus zu erhalten“, ergänzte Helmut Kaiser, Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses. Daher sei es gut, dass demnächst die Umbauarbeiten beginnen. Der hintere Teil, der in die Hinkelsgasse ragt, wird in Absprache mit der Denkmalbehörde abgerissen. An dieser Stelle entstehen Stellplätze. Die vorhandenen Balken werden wieder verwendet. „Das Dreigiebelhaus ist ein Einzelkulturdenkmal, die Anbauten sind Teile der denkmalgeschützten Altstadt. Nach schwerem Ringen hat die Denkmalpflege ihr Einvernehmen zum Abbruch der Anbauten erteilt, um mit diesem Schritt eine denkmalgerechte Sanierung des Kernbaus zu ermöglichen“, erläuterte Becker. Zuletzt wird die Fassade in der Fußgängerzone restauriert, damit die Mühlgasse nicht zu lange durch die Baustelle beeinträchtigt wird.
Alles in allem entstehen in dem Dreigiebelhaus Räume, die 300 Quadratmeter umfassen und barrierefrei mit einem Aufzug erreichbar sind. Im Untergeschoss entstehen Büro- oder Geschäftsflächen, darüber zwei kleine Wohnungen und im Dachgeschoss eine große Wohnung.
Anschließend ging es zum restaurierten Johanniterturm, der durch den Antrag der SPD-Fraktion im Dezember 2001, die Parkanlage als „Erholungszone“ einschließlich einer Illumination des Johanniterturms herzurichten, in den Fokus der Stadtpolitik gerückt sei. Auch für den Nidda-Radweg sollte dieser Bereich ein Erlebnispunkt werden. In der Stadtverordnetenversammlung seien drei Bauabschnitte beschlossen worden. Mit der Renovierung des Johanniterturms sei der zweite Bauabschnitt abgeschlossen worden. „Eine Illumination des Wahrzeichens unserer Stadt könnte jetzt vorgenommen werden“, sagte Fraktionsvorsitzende Christine Jäger.
Auch der letzte Bauabschnitt innerhalb des Parks an der Nidda sei bereits in den städtischen Gremien beraten worden. Die SPD begrüßt es, dass der Verein „Erlebnisufer Nidda“ den Bereich außerhalb des Johanniterparks gegenüber der Berufsschule neu gestalten wolle. Becker informierte, dass der Johanniterturm am Freitag, 23. August, offiziell eingeweiht werden soll und dass die Parkanlage dann auch wieder gepflegt werde, was während der Renovierungsarbeiten am Turm nicht intensiv möglich gewesen sei.