Kurz vor Beginn der Sommerferien hat die Bertelsmann-Stiftung den Chancenspiegel 2013 veröffentlicht, in dem sie die Schulsysteme der Bundesländer auf Leistungsstärke und Gerechtigkeit untersucht. Leider ist das Ergebnis für Hessen alles andere als gut ausgefallen. Das ist drei Monate vor der Landtagswahl ein schlechtes Abschlusszeugnis für die schwarz-gelbe Bildungspolitik, findet die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl.
In vielen Bereichen seien die Hessischen Ergebnisse nur Mittelmaß, in wichtigen Feldern lande Hessen sogar in der letzten Gruppe der Bundesländer. Besondere Sorgen bereiten Gnadl die Ergebnisse bei der Kompetenzförderung, der Chancengleichheit und bei der Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Schularten.
Kaum ein Schüler in Hessen schafft es im Laufe der Mittelstufe, in eine höhere Schulart zu wechseln. Die Wahrscheinlichkeit, in eine niedrigere Schulart wechseln zu müssen, ist dagegen in Hessen etwa viermal so hoch wie in Ländern wie Baden-Württemberg oder Hamburg. Konkret heißt das, dass auf einen einzigen Schüler, der zum Beispiel von der Realschule ins Gymnasium wechselt, ganze neun Schüler kommen, die zum Beispiel von der Realschule auf die Hauptschule wechseln müssen. CDU und FDP tragen die Verantwortung dafür, dass das hessische Schulsystem kaum Bildungs-Aufsteiger hervorbringt. Stattdessen müsste es doch darum gehen, jedes Kind optimal zu fördern, damit es den bestmöglichen Schulabschluss machen kann. Andere Länder sind uns da voraus. In Hessen hat sich dieser Trend leider in den letzten Jahren noch verschlechtert, so Lisa Gnadl.
Zudem entscheide die soziale Herkunft in Hessen noch viel zu stark über den Bildungserfolg: Benachteiligte Schüler in Klasse 4 erreichen 90 Kompetenzpunkte weniger als privilegierte Jugendliche, heißt es in der Bertelsmann-Studie. Auch hier rangiert Hessen in der untersten Gruppe der Bundesländer.
Aber nicht nur bei den Themen Durchlässigkeit und Chancengleichheit habe die Bildungspolitik von CDU und FDP in Hessen versagt, sondern auch bei der Kompetenzförderung: So finden sich in der Studie die hessischen Viertklässler bei der Lesekompetenz in der untersten Gruppe der Bundesländer mit den niedrigsten Kompetenzwerten wieder. Das zeigt, dass in Hessen zu wenig in die Bildung der Kleinsten investiert wird, meint Gnadl.
Die SPD wolle nach der Landtagswahl genau diese Probleme angehen, wenn sie in die Regierungsverantwortung gewählt werde: Wir brauchen mehr frühkindliche Bildung und vor allem mehr individuelle Förderung, damit alle Kinder in Hessen bestmögliche Chancen bekommen, so Gnadl abschließend.