(V.l.n.r.: Kreisausschussmitglied Brigitte Dietz, Dr. Erik Dinges (Staatliches Schulamt), MdL Lisa Gnadl, Schulleiterin Judith Schlesinger, Konrektor Johannes Altmannsberger)
Kürzlich besuchten die SPD-Bildungspolitikerinnen Lisa Gnadl (MdL und Mitglied des Kulturpolitischen Ausschuss im Hessischen Landtag) und Brigitte Dietz (Kreisbeigeordnete des Wetteraukreises) die Helmut-v.Bracken-Schule in Friedberg. Beim regen fachlichen Austausch mit Schulleiterin Judith Schlesinger, dem Konrektor Johannes Altmannsberger sowie Dr. Erik Dinges vom Staatlichen Schulamt in Friedberg kamen die Besucherinnen insbesondere auf das Schulprogramm, die gegenwärtige Situation der Schule sowie ihrer Ausrichtung zur inklusiven Beschulung zu sprechen.
Die Helmut-v.-Bracken-Schule ist eine der sieben Förderschulen für Lernhilfe des Hochtaunus- und des Wetteraukreises und befindet sich bereits seit 1966 in der Kreisstadt Friedberg. Mit 220 Schülerinnen und Schülern ist sie die größte Förderschule für Lernhilfe. Unser größtes Bestreben liegt darin, Lernrückstände nach individuellen Förderplänen auszugleichen. Oberstes Ziel ist hierbei die Rückschulung in die allgemeinbildende Schule, erläuterten Schulleiterin Schlesinger und ihr Stellvertreter Altmannsberger. Unser Kollegium unterstützt die Entwicklung eines inklusiven Schulsystems. Das zeigt beispielsweise auch die intensive Kooperation mit der Henry-Benrath-Schule, die unseren Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit einräumt, den Hauptschulabschluss zu erwerben. Unterschiedliche Bausteine in der Berufsorientierung wie einen Betriebsbesichtigungstag, das Betriebspraktikum und die Projektprüfung helfen dabei, dass Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer individuellen Bedürfnissen einen berufsorientierten Abschluss machen. Die Erfolgsquote beim Hauptschulabschluss beträgt etwa 90-100%.
Neben dem Unterricht mit Schülerinnen und Schülern, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf haben, ist die präventive Arbeit ein weiterer, wichtiger Bereich, der der Inklusion dient: Seit August 1994 arbeitet die Helmut-v.-Bracken-Schule daher auch als regionales Beratungs- und Förderzentrum. Damit bietet sie den Kindergärten und Schulen im Einzugsbereich ambulante Förderung und Beratung an, die der Prävention dienen sollen, erklärte Dr. Dinges, Dezernent im Bereich sonderpädagogische Förderung und Beratung, die Arbeit des BFZ. Es bietet den allgemeinen Schulen beispielsweise Beratung und Kooperation für den Aufbau ihrer schulinternen Fördersysteme an und unterstützt Eltern und Erziehungsberechtigte bei der Entscheidungsfindung in ihrer Suche nach dem geeigneten Lernort für ihr Kind. Weiterhin werden Schülerinnen und Schüler mit festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf im Gemeinsamen Unterricht an der Regelschule gefördert und beschult.
Damit leistet die Helmut-v.-Bracken-Schule mit ihrem Schulkonzept und der Tätigkeit als regionales Beratungs- und Förderzentrum bereits einen wichtigen Anteil für die Inklusion im Wetteraukreis, lobte die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl die bisherige Arbeit. Gleichzeitig mahnte sie aber, sich nicht auf den bisherigen Erfolgen auszuruhen: Inklusion werde zwar immer gefordert, aber ohne entsprechende finanzielle Mittel ist sie nicht realisierbar. Wir brauchen eine gute Ausstattung und gutes Personal, um Unterricht an Regelschulen tatsächlich so gestalten zu können, dass jedes einzelne Kind im Mittelpunkt steht. Inklusion ist eben nicht zum Nulltarif zu haben. Das Schulgesetz der schwarz-gelben Koalition sehe das so aber nicht vor: Hessen muss, nachdem Deutschland 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert hat, auf ein inklusives Bildungssystem umstellen. Doch das Recht darauf, eine allgemeinbildende Schule zu besuchen, steht im hessischen Schulgesetz unter Ressourcenvorbehalt: Es muss nicht eingelöst werden, wenn entsprechendes Personal, Räume und Ausstattung für die Inklusion fehlen. Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag ist und bleibt gegen einen solchen Ressourcenvorbehalt. Mit dem Haus der Bildung und einem eigenen Schulgesetzentwurf haben wir bereits einen umfassenden Reformvorschlag vorgelegt, der ein inklusives Bildungssystem vorsieht.
Konsens herrschte insbesondere darüber, dass Inklusion aber auch ein Prozess sei, bei dem sich das Denken in den Köpfen der Menschen verändern müsse. Inklusion ist ein Prozess, in welchem alle Beteiligten (Lehrkräfte und vor allen Dingen die Eltern) einzubeziehen sind, schildert Dr. Dinges. Kinder und Jugendliche dürften dabei nicht zum Objekt sozialen Lernens degradiert werden. Wichtig ist, dass jeder einzelne Schüler und jede einzelne Schülerin im Mittelpunkt steht. Entscheidungen müssen aufgrund ihrer individuellen Situation getroffen werden, damit kein Kind auf der Strecke bleibt, resümiert Gnadl abschließend.